Leerstehende Gewerbeflächen sind vielerorts ein bekanntes Problem. Doch sie bieten auch Chancen: Mit kreativen Zwischennutzungskonzepten können Räume wiederbelebt, neue Impulse gesetzt und nachhaltige Lösungen für das Stadtbild geschaffen werden. Ein Beispiel dafür ist die Zwischennutzung in der Westbahnstraße 19, über die wir mit der aktuellen Nutzerin sowie der Eigentümerin gesprochen haben.
Zwischennutzung in der Westbahnstraße 19 – Ein Erfahrungsbericht
In unserem Video-Interview berichtet Annalena Volz über ihre Erfahrungen als Zwischennutzerin der Gewerbefläche. Sie erzählt, wie sie die Räume nutzt, welche Möglichkeiten sich für sie dadurch eröffnet haben und welche Herausforderungen es gibt. Besonders spannend: Welche Vorteile bietet das Konzept der Zwischennutzung? Und was wünscht Sie sich für die Zukunft in Bezug auf leerstehende Gewerbe?
Die Immobilienbessitzerin Margret Wiesen geht stellt Ihre Vorteile der Zwischennutzung weiter unten im transkribierten Interview dar.
Schau dir das Video an und erfahre aus erster Hand, wie Zwischennutzung funktionieren kann!
Die Perspektive der Eigentümerin
Auch die Sicht der Eigentümerin Margret Wiesen ist ein wichtiger Bestandteil unseres Beitrags. Sie erklärt, warum sie sich für eine Zwischennutzung entschieden hat, welche Vorteile sie darin sieht und welche Überlegungen sie als Vermieterin anstellen musste. Ihr Fazit: Leerstand ist nicht nur ein ungenutztes Potenzial, sondern kann durch alternative Nutzungskonzepte zu einer Win-Win-Situation für alle Beteiligten werden.
Interview mit Margret Wiesen
Wer sind Sie?
Ich bin Margret Wiesen und die Tochter der früheren Besitzerin Johanna Trinklein des Hauses. Über viele Jahre habe ich mich um die Verwaltung gekümmert – von den Abrechnungen über den Kontakt mit Mietern bis hin zu organisatorischen Aufgaben. Mein Neffe war eher für die technischen Belange zuständig. Der erste Kontakt zur Leerstandsinitiative kam durch mich zustande.
Welche Rolle spielen Sie beim Projekt der Zwischennutzung von Gewerbeflächen?
Ich bin nun die Vermieterin der Räumlichkeiten im Erdgeschoss und zugleich Hausverwalterin für die anderen Wohnungen im Gebäude. Damit bin ich für die Nutzung der Flächen verantwortlich.
Wie sind Sie zur Leerstandsinitiative gekommen?
Mein Neffe hatte einen Artikel in der Rheinpfalz über eine Initiative entdeckt, die sich mit Zwischenwohnen beschäftigt. Es ging dabei um den Kiwihof in Nußdorf, wo Familien vorübergehend unterkamen, weil ihr neues Zuhause noch nicht bezugsfertig war. Leider konnte ich den Artikel nicht mehr finden, also habe ich mich bei der Stadtverwaltung erkundigt. Sie haben mich an einen Arbeitskreis im Gasthaus Trifels in Landau verwiesen. Dort habe ich mein Anliegen vorgestellt und schließlich den Kontakt zu Frau Volz von der Leerstandsinitiative erhalten.
Nachdem wir uns ausgetauscht hatten, kam sie vorbei, um sich die Räume anzusehen. Ich habe ihr erzählt, dass wir keinen großen Gewinn erzielen, sondern lediglich die Nebenkosten decken möchten. Die Räume standen längere Zeit leer, und die laufenden Kosten waren eine Belastung.
Früher befanden sich in den Erdgeschossräumen der Westbahnstraße 19 und 21 die Büroräume der Heizungsfirma HAAG KG, die meiner Mutter und meinem Onkel gehörte. Nach deren Auszug wurden die Räume von der Firma AAW (Arbeitskreis für Aus- und Weiterbildung) als Büros genutzt. Später kaufte AAW das Gebäude in der Westbahnstraße 21 und verlegte seine Büroräume dorthin. Die Räume in der Westbahnstraße 19 wurden nicht mehr benötigt, und der Durchgang zwischen beiden Gebäuden wurde dauerhaft geschlossen.
Die Leerstandsinitiative prüfte verschiedene Nutzungsmöglichkeiten, bevor schließlich die Entscheidung fiel, und die Räume nun von Frau Volz und ihren zwei Kolleginnen genutzt werden – eine tolle Idee!
Was ist der Grund für den Leerstand bzw. die Entscheidung, die Wohnung nicht regulär zu vermieten?
Als der AAW das erste Mal auszog, ließen wir die Räume zunächst leer stehen, da es die Möglichkeit gab, dass der AAW sie erneut mieten würde. Dies geschah dann auch, allerdings nur für etwa zwei Jahre. Nach dem zweiten Auszug standen die Räume erneut leer.
Meine Mutter wollte oder konnte keine Renovierung vornehmen lassen. Zudem ist der Schnitt der Räume für ein Büro nicht ideal. Die Kosten für eine umfassende Renovierung wären zu hoch gewesen. Eine Umwandlung in eine reguläre Wohnung war ebenfalls nicht ohne erheblichen Aufwand möglich, da in einem der Räume lediglich eine Toilette mit Waschbecken vorhanden war und im großen mittleren Raum nur ein Wasseranschluss mit Abflussrohr existierte. Der Umbau in eine vollwertige Wohnung hätte erhebliche Investitionen erfordert.
Hinzu kommt, dass viele Gewerberäume im Zentrum von Landau leer standen und gleichzeitig moderne Bürogebäude am Stadtrand gebaut wurden, die heutigen Anforderungen besser entsprachen – sei es in Bezug auf Raumaufteilung, Ausstattung, Internetanbindung oder Parkmöglichkeiten. Vor diesem Hintergrund blieben die Räume lange unvermietet.
Welche Vorteile hat die Zusammenarbeit für Sie?
Die Räume werden wieder genutzt, was nicht nur hilft, die Kosten zu decken, sondern das Gebäude insgesamt aufwertet. Außerdem ist der direkte Kontakt zur Initiative ein großer Vorteil – Frau Volz ist jederzeit gut erreichbar. Durch ihre Erfahrung in der Organisation solcher Projekte lief die gesamte Umsetzung sehr professionell ab.
Sehen Sie auch Herausforderungen oder Nachteile?
Ehrlich gesagt sehe ich fast nur Vorteile. Ein häufiger Wechsel der Nutzer könnte theoretisch eine Herausforderung sein – etwa wenn kleine Unternehmen sich verändern oder wachsen und neue Räume benötigen. Auch in einem Wohnhaus hängt es von der Art der Nutzung ab, ob es eventuell unruhiger wird, jedoch sehe ich eigentlich nur Vorteile.
Was wünschen Sie sich für die Zukunft in Bezug auf leerstehende Gewerbeflächen?
Ich finde es großartig, dass Leerstand durch solche Initiativen sinnvoll genutzt wird. Es ist so wichtig, die Innenstadt lebendig zu halten! In Landau stehen viele Geschäfte leer, und ich denke, vorhandene Flächen sollten besser genutzt werden, anstatt ständig neue Gebäude am Stadtrand zu errichten. Natürlich hängt viel von den Besitzern ab, die oft auf eine hohe Rendite hoffen – das ist manchmal ein Hindernis.
Ich fände es toll, wenn die Stadt noch stärker unterstützen würde, etwa durch Programme für kreative Zwischennutzung, wie ich es in einem Bericht über ein Kunstprojekt gesehen habe. Dort durften Künstler in einem bald zu sanierenden Gebäude Ausstellungen veranstalten und Wände gestalten – eine wunderbare Idee!
Zudem sollte die Leerstandsinitiative bekannter werden. Es war ein Glücksfall, dass mein Neffe diesen Artikel gefunden hat. Vielleicht könnten Plakate oder weitere Zeitungsartikel helfen. Auch wäre es eine gute Idee, dass die Initiative mit der Stadtverwaltung zusammenarbeitet, um leerstehende Flächen systematisch zu erfassen und die Eigentümer aktiv anzusprechen. So könnten noch mehr Menschen von dieser wertvollen Arbeit profitieren!
Warum Zwischennutzung? Ein Blick auf die Vorteile
Das Konzept der Zwischennutzung bietet zahlreiche Vorteile:
✔ Belebung des Stadtbildes: Leerstehende Gewerbeflächen werden genutzt und aufgewertet.
✔ Raum für Neues: Start-ups, Kreative und soziale Projekte finden bezahlbare Flächen.
✔ Flexibilität für Eigentümer*innen: Die Fläche bleibt aktiv genutzt, während langfristige Pläne entwickelt werden.
✔ Gemeinwohl & Wirtschaft: Lokale Akteur*innen profitieren von neuen Impulsen.
Fazit: Mut zur Zwischennutzung!
Zwischennutzung kann ein wirkungsvolles Instrument sein, um Leerstand zu vermeiden und neuen Ideen eine Chance zu geben. Unser Interview zeigt: Sowohl Nutzerinnen als auch Vermieterinnen können von diesem Konzept profitieren. Vielleicht ist es auch eine Lösung für weitere leerstehende Gewerbeflächen in der Stadt?